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„Rot“=„Braun“?
Holocaust-Relativierung und Erinnerungskriege in Osteuropa
„Rot“=„Braun“: Die Gleichsetzung des Dritten Reiches mit der Sowjetherrschaft ist ein dominanter Zug in der Geschichtspolitik zahlreicher osteuropäischer Staaten. Milizen, die gemeinsam mit Wehrmacht und Waffen-SS gegen die Sowjetunion gekämpft hatten, wird teilweise der Status als „Freiheitskämpfer“ zugesprochen.
Ziel der Veranstaltungsreihe ist es, diese Vorgänge und ihre Auswirkungen auf die Holocaust-Forschung öffentlich zu machen und jenen AktivistInnen in Osteuropa, die Gleichsetzung und Holocaust-Relativierung ablehnen, eine Stimme zu geben.
1. Geschichtsbilder und Geschichtslücken in Osteuropa
Die Politik der Gleichsetzung wird in Form eines Streifzuges durch die wichtigsten „antitotalitären“ Museen veranschaulicht. Dazu gehören das „Museum der Opfer des Genozids“ in Vilnius, das „Museum der Okkupationen“ in Tallinn und das „Haus des Terrors“ in Budapest. Einleitend werden die Grundzüge der Geschichtspolitik insbesondere im Baltikum und der Ukraine vorgestellt.
10. April, Helle Panke, Kopenhagener Straße 9, 19 Uhr
ReferentInnen:
Gudrun Schröter, Literaturwissenschaftlerin; zahlreiche Bild- und Videobeispiele
2. Geschichtsverzerrung im Baltikum
Jedes Jahr wiederholen sich in den drei baltischen Staaten Aufmärsche überlebender Waffen-SS-Kämpfer und ihrer Sympathisanten. In Litauen gilt das Hakenkreuz als „kulturelles Erbe“, in Lettland erklären Regierungspolitiker die Waffen-SS zu Verteidigern der lettischen Unabhängigkeit, in Estland gibt der Verteidigungsminister persönlich einen verherrlichenden Bildband der „Estnischen Legion“ heraus. Nazigegner werden als „russische Agenten“ diffamiert. Wir lassen Historiker und antifaschistische AktivistInnen berichten.
18. April, 19 Uhr, Haus der Demokratie, Greifswalder Str. 4, Robert-Havemann-Saal
ReferentInnen:
Dovid Katz, Vilnius (Redakteur von DefendingHistory.com)
Eva X., Kaunas (Antifa Litauen, antifa.lt)
Aleksandrs Feigmanis, Riga (Historiker)
Joseph Koren, Riga (Lettland ohne Nazismus)
3. Ukraine: Krieg der Erinnerungen
Im Westen der Ukraine wird die „Ukrainische Aufständische Armee“ (UPA) wegen ihres Kampfes gegen die Sowjetunion verehrt, ihre Massaker an der polnischen und jüdischen Bevölkerung ausgeblendet. Der Holodomor, die unter Stalin aus politischen Gründen verschärfte Hungersnot von 1932/33 wird als „Genozid“ an Ukrainern dargestellt, der schlimmer gewesen sei als der Holocaust. Anders als im Baltikum bleibt diese Politik aber nicht unwidersprochen. Dabei relativieren gemeinhin als „prowestlich“ eingestufte Kräfte den Holocaust, während vermeintlich „antiwestliche“ Kräfte den Kampf gegen den Faschismus als historische Notwendigkeit verteidigen. Die Erinnerung an den Holocaust kommt auf beiden Seiten zu kurz.
14. Mai 2013, 19 Uhr, Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Raum A, 2. Etage, Stauffenbergstraße 13-14
Referenten:
Georgij Kasianov, Institut für Geschichte an der Nationalen Akademie der Wissenschaften, Kiew
Grzegorz Rossolinski-Liebe, Freie Universität Berlin
Winfried Jilge, Institut für Slavistik, Universität Leipzig
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